Wir haben uns gefragt: Wie gelingt uns ein wirksamer Aufbau der Wasserbewegung, bei der wir Kristallisationsorte von überregionaler Bedeutung aufbauen und gleichzeitig den unterschiedlichen Wasserproblemen in verschiedenen Regionen Deutschlands gerecht werden? Wie können wir Klimaanpassung und Klimagerechtigkeit zusammendenken und neben den CO2-Emissionen sowohl eine gerechte Anpassung an Dürre und Flutereignisse als auch die Biodiversitätskrise in den Blick nehmen?
Wir gehen von einer Perspektive der Regeneration der Wasserhaushalte aus, die die Landschaft und Städte abkühlen kann. Dabei müssen wir auf jeden Fall die industriellen Großverbraucher und Verschmutzer in den Fokus nehmen, um signifikante Verbesserungen zu erreichen. Doch wie können wir uns in Regionen verankern und gleichzeitig unsere Ressourcen fokussieren? Unsere strategische Erkenntnis hat sich verdichtet, dass Flusssysteme eine wichtige Rolle spielen, um eine Wassergerechtigkeitsbewegung zu verankern.
Flüsse sind physische Orte, an denen die Klimakrise sichtbar wird und sich zuspitzt: Niedrigwasser, Fluten, Erhitzung. Probleme werden eingegrenzt, praktische Lösungsstrategien sind möglich und durch die Beziehung zum Fluss kann eine sinnvolle Erzählung entstehen. Gleichzeitig wollen wir aus der Beziehung der Menschen zu Wasser und ihren Flüssen, den Lebensadern der Landschaft, Kraft ziehen. Zum bedrohten Grundwasser und unterirdischer Infrastruktur bestehen keine wirklichen Beziehungen und Bewusstsein. An Flüssen können wir an alltägliche Erfahrungen sowie tiefere Erzählungen der Mensch-Natur-Kulturbeziehung anknüpfen. Mobilisierungen entlang von Flüssen können – insbesondere im ländlichen Raum – neue Gruppen ansprechen, die sonst nicht Ziel von linken Kampagnen sind: Wassersportler:innen, Angler:innen oder Fischer:innen. Flüsse verbinden unterschiedliche Nutzer:innen, Betroffene und Kämpfe stromabwärts. Zugleich sind die Wasserprobleme in unterschiedlichen Regionen durchaus sehr verschieden. Wassergesetzgebung ist in weiten Teilen Ländersache
Ab 2026 wollen wir jährlich drei Flusscamps in den Hotspots der Wasserkrise organisieren, aktuell in Cottbus an der Spree, bei Leverkusen am Rhein und in Brake an der Weser. Diese sollen mit einer gemeinsamen Mobilisierung, Forderungen und Aktionschoreographie verknüpft werden. Wenn die Camps erfolgreich sind, denken wir diese langfristig als wiederkehrende Orte des Zusammenkommens, Vernetzens und Aktionen.
Die Flusscamps dienen der lokalen Verankerung und dem Beziehungsaufbau. Sie sind wichtige physische Orte, um zwischen unterschiedlichen Akteuren vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, neue Menschen zu inspirieren und zu aktivieren, in Beziehung zum Wasser und der Region zu gehen, aus den vereinzelten Wasserinitiativen eine gemeinsame Wasserschützer:innen-Identität auszubilden und kollektiv widerständige und regenerative Praktiken und Strategien zu diskutieren und zu erproben. Wir stellen uns hier gemeinsam den großen Fragen zur Lösung der Wasserkrisen anhand der konkreten Probleme vor Ort und versuchen diese mit Bildungsprogramm, niedrigschwelligen kreativen Protestaktionen und praktischen Regenerationsansätzen anzugehen. Rad- und Bootsexkursionen, Konzerte, Filme etc. sind auch möglich. Gleichzeitig sollen sie regionale Wasserwendepläne oder regionale Forderungen aus Bewegungsperspektive aufstellen, die eine wichtige Priorisierung und Handlungsorientierung bieten. Wir sehen die Flusscamps vor allem als regionale Formate. Die Zielgruppen sind vor allem regionale Wasser-Initiativen, wasserpolitische Akteure aber auch Angelvereine, Wassersportler:innen und Bootsfahrer:innen. Die Camps sind zunächst kleiner gedacht und können langfristig wachsen.
Wenn ihr Lust habt, das Spreecamp, Wesercamp oder Rheincamp mitzuorganisieren, schreibt uns sehr gerne an: